„Lager Lindele“ – Erst Gefangenenlager, dann Hochschule für Polizei Baden-Württemberg
Auf dem Areal der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg in Biberach befindet sich die Dauerausstellung zum „Lager Lindele“, in dem während des Zweiten Weltkriegs insgesamt ca. 5.000 Personen aus unterschiedlichen Herkunftsländern interniert wurden. Zunächst fungierte es als „Vorzeigelager“ für britische Offiziere, die teilweise erfolgreiche Fluchtversuche unternahmen. Später wurden dort hauptsächlich Deportierte der Kanalinseln Guernsey und Jersey gefangen gehalten. Daneben diente es vorübergehend als „Schattenlager“ für sowjetische Kriegsgefangene und Soldaten anderer europäischer Länder. Von den sowjetischen Gefangenen kamen rund 150 während ihres Aufenthalts ums Leben, da sie zum großen Teil bereits in einem erbärmlichen Zustand dort angekommen waren. Gegen Ende des Krieges wurden auch „Austauschjuden“ im „Lager Lindele“ interniert, von denen ebenfalls mindestens neun umkamen.
Das Konzept dieser Ausstellung geht auf das Museum Biberach zurück, das auch freundlicherweise der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg die Ausstellungstafeln zur Verfügung gestellt hat.
Am 23. April 2023 wurde vor dem Areal des ehemaligen Lagers im Auftrag der Stadt Biberach eine Skulptur des Künstlers Robert Schad mit dem Titel „Der Schrei“ aufgestellt, um der Opfer des „Lagers Lindele“ zu gedenken.
Falls Sie Interesse an einer Besichtigung der Dauerausstellung haben, so wenden Sie sich bitte an die Leitung des Fachbereichs 5:
- Telefon: 07351 5022500
- E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zeittafel
1939 |
Biberach wird Garnisonsstadt. Nördlich der Stadt am Lindele errichtet die Wehrmacht ein Kasernenlager.
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1940 |
Im Krieg wird das Wehrmachtslager Kriegsgefangenenlager. Im Dezember kommen 900 Franzosen. Ostern 1941 folgen britische Offiziere. Die Franzosen werden verlegt.
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1941 |
Im September gelingt 26 britischen Offizieren die Flucht durch einen selbst gegrabenen Tunnel. Vier von ihnen erreichen die Schweiz. Danach werden die Briten verlegt.
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1941 |
Im November bringen Bahntransporte hunderte sowjetische Kriegsgefangene nach Biberach. Sie sind in erschreckendem Zustand. Mindestens 146 sterben. Sie liegen heute u. a. auf dem russischen Friedhof an der Memminger Straße begraben.
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1942 |
Ab September wird das Lager Internierungslager für rund 1.000 Deportierte von den englischen Kanalinseln. Es handelt sich um Zivilisten, zum Teil um Familien.
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1944 |
Zusätzlich kommen mehr als 300 Juden aus dem KZ Bergen-Belsen nach Biberach. Auch sie sind in schockierendem Zustand. Sieben Menschen sterben.
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1945 |
Nach der Befreiung der Internierten und Gefangenen durch französische Truppen im April wird das Lager Flüchtlingslager und Krankenhaus für Heimkehrer (bis 1962).
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1951 |
Bereitschaftspolizei Biberach, Abriss der Baracken und Umbau 1970-76
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2014 |
Hochschule für Polizei Baden-Württemberg
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