POLIZEIHISTORISCHES INSTITUT (PHI)
Willkommen beim Polizeihistorischen Institut (PHI)
Forschung zur Geschichte der Polizei und Sicherheit – Perspektiven für Wissenschaft und Praxis
Mit dem Polizeihistorischen Institut (PHI) wurde im Jahr 2024 an der Fakultät IV – Sozialwissenschaften der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg ein neuer Ort wissenschaftlicher Forschung, historisch-politischer Bildung und interdisziplinären Austauschs geschaffen.
Polizeigeschichte ist ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen – sie erzählt von staatlicher Ordnung und Gewalt, von Sicherheit und Kontrolle, von Demokratie und autoritären Systemen, von Kontinuitäten und Brüchen. Das PHI begreift die Geschichte der Polizei nicht nur als ein Spezialgebiet für Historikerinnen und Historiker, sondern als zentrales Wissensfeld für alle, die in der Polizei tätig sind oder sich mit ihr auseinandersetzen. Die historischen Perspektiven schärfen das Verständnis für gegenwärtige Herausforderungen polizeilichen Handelns, fördern ein kritisches Berufsbild und stärken die demokratische Resilienz der Polizei.
Die inhaltliche Arbeit des Instituts konzentriert sich auf mehrere Schwerpunkte:
- Polizeigeschichte im 19., 20. und 21. Jahrhundert: Von der Entstehung moderner Polizei im Kontext von Urbanisierung und Industrialisierung über die Rolle der Polizei in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus sowie in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR während des Kalten Krieges bis hin zu aktuellen Transformationsprozessen im 21. Jahrhundert.
- Polizei und Gesellschaft: Wechselwirkungen zwischen Polizei, Bevölkerung und gesellschaftlichen Gruppen, darunter Minderheiten, Protestbewegungen und politische Akteure.
- Polizei, Gewalt und Herrschaft: Die Rolle der Polizei in autoritären Systemen, bei der Verfolgung politischer Gegner, im Kontext rassistischer, kolonialer und antisemitischer Ausgrenzung sowie ihre Verstrickungen in Gewaltverbrechen.
- Erinnerungskultur und Geschichtspolitik: Wie wird Polizeigeschichte erinnert, dargestellt und vermittelt? Welche Bedeutung haben Gedenkorte, Archive und Museen für die Aufarbeitung polizeilicher Vergangenheit?
- Polizeipolitik: Polizeipolitik umfasst die politischen, rechtlichen und administrativen Steuerungsmechanismen, die das Handeln und die Organisation polizeilicher Institutionen prägen. Die wissenschaftliche Analyse von Polizeipolitik eröffnet Einblicke in die politische Aushandlung von Sicherheit, Legitimität und Autorität im öffentlichen Raum und leistet einen Beitrag zur Erforschung exekutiver Macht, institutioneller Pfadabhängigkeiten und gesellschaftlicher Konfliktregulierung.
Darüber hinaus versteht das PHI Polizeigeschichte in einem weiten Sinn als Teil einer erweiterten Geschichte von Sicherheit. In diesem Rahmen analysiert das Institut auch historische Entwicklungen im Bereich Extremismus, Terrorismus, deren Abwehr und Prävention, die Entwicklung der Inneren und Äußeren Sicherheit sowie die nationale und internationale Dimension von Polizeipolitik und Sicherheitskooperationen. Ziel ist es, historische Entwicklungen im Spannungsfeld von Freiheit, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit nachvollziehbar zu machen und kritisch zu reflektieren.
Das PHI verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und verbindet historische Forschung mit Perspektiven aus Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Psychologie, Soziologie und weiteren Disziplinen. Ziel ist es, polizeihistorische Fragestellungen differenziert, quellennah und gesellschaftlich relevant zu bearbeiten.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Polizei hat für die polizeiliche Aus- und Fortbildung zentrale Bedeutung. Sie fördert das historische Bewusstsein angehender Polizeibeamtinnen und -beamten, stärkt ethische Urteilsfähigkeit und sensibilisiert für die Verantwortung, die mit dem staatlichen Gewaltmonopol einhergeht. Geschichte ist dabei nicht nur Wissensstoff, sondern ein wichtiger Baustein professioneller Identitätsbildung.
Das PHI leistet mit seiner Forschungs- und Bildungsarbeit einen Beitrag zur Vermittlung zentraler Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Pluralismus. Die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eröffnet Räume, in denen zukünftige Polizeikräfte ein reflektiertes Verständnis von ihrer Rolle in der Gesellschaft entwickeln können. In enger Abstimmung mit der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg entwickelt das Institut Lehrmaterialien, Module und didaktische Konzepte, die historische Inhalte praxisnah und werteorientiert vermitteln. Die Angehörigen des PHI betreuen und unterstützen darüber hinaus insbesondere Studierende, die sich in Bachelor- und Masterarbeiten mit (polizei)historischen Themen auseinandersetzen.
Als Forschungsinstitut versteht sich das PHI als Plattform für Dialog und Austausch. Es arbeitet eng mit Partnern aus der universitären und außeruniversitären Wissenschaft, mit Archiven, Gedenkstätten, Museen sowie Einrichtungen der historisch-politischen Bildung zusammen. Kooperationen mit Landes- und Bundesbehörden, zivilgesellschaftlichen Organisationen und internationalen Forschungseinrichtungen ermöglichen einen vielseitigen Zugang zur polizeihistorischen Arbeit. Regelmäßige Tagungen, Workshops, Forschungsprojekte und Publikationen tragen zur Weiterentwicklung des Fachs bei und fördern die wissenschaftliche Sichtbarkeit polizeihistorischer Themen.
Das PHI lädt alle Interessierten – ob aus der Wissenschaft, der Polizei oder dem Bildungsbereich – dazu ein, sich mit Fragen der Polizeigeschichte und Polizeipolitik auseinanderzusetzen. Es versteht sich als offenes Forum für kritische Forschung, reflexive Praxis und konstruktive Diskussion.
Wir freuen uns über Ihr Interesse, Ihre Fragen, Ihre Perspektiven. Gemeinsam möchten wir dazu beitragen, dass Geschichte nicht nur erinnert, sondern verstanden und genutzt wird – für eine Polizei in einer offenen und demokratischen Gesellschaft.

