Studium Generale mit Firas Alshater – „Versteh einer die Deutschen“

Icon Studium GeneraleHumorvolle, tiefe, vielseitige und sehr persönliche Einblicke gewährte der Berliner Firas Alshater, der 2013 vor Verfolgung durch das Assad-Regime aus Syrien geflüchtet war.

Michael Leidenheimer vom Institut für Ausbildung und Training hatte Herrn Alshater am 19. Juli 2023 zu einem Vortrag im Rahmen eines Studium Generale an den Campus nach Villingen-Schwenningen eingeladen. Über 200 Studierende zeigten Interesse an dem Autor, Schauspieler und Youtuber Firas Alshater und füllten das Audimax der Hochschule bis zum letzten Platz.

01Nach einer kurzen Begrüßung durch Caroline Wedler-Krebs und Herrn Leidenheimer, beide Mitglieder der AG Charta der Vielfalt, stellte sich Herr Alshater den zahlreichen Studierenden und weiteren Interessierten der Hochschule selbst als vor. So reiste Firas zunächst mit einem Arbeitsvisum nach Deutschland ein, um ein Filmprojekt zu vollenden, nachdem der ursprüngliche Filmemacher, der mit ihm befreundet war, durch das Assad-Regime ums Leben gekommen war. Man sollte meinen, dass mit einem Arbeitsvisum eine Einreise nach Deutschland kein Problem sei, doch weit gefehlt:  Die Polizei wollte nicht so recht an die Echtheit des Visums glauben und Firas wurde zur Begrüßung in Deutschland erst einmal intensiv befragt.

Weil er in Syrien aufgrund seines beruflichen Engagements, mit dem er auch kritisch die politische Situation begleitet hatte, bereits inhaftiert und gefoltert worden war, entschied Firas sich, einen Asylantrag in Deutschland zu stellen. Mit diesem Antrag wurden ihm viele Rechte genommen. So durfte er beispielsweise nicht mehr arbeiten, musste in einer Gemeinschaftsunterkunft leben und durfte Berlin nicht mehr verlassen. Trotzdem erhielt er bereits wenige Tage nach seiner Antragstellung die erste Post seines Lebens. Anstelle des erhofften Asylbescheids bekam er allerdings nur seine Steuer-ID, was ihn insbesondere angesichts der Tatsache, dass er nicht arbeiten durfte, sehr verwunderte. Diese Verwunderung war Firas auch nach fast einem Jahrzehnt in Deutschland noch immer anzumerken.

Die Frage, die den Vortrag wie ein roter Faden begleitete, war die Frage nach seiner Identität. Firas, der inzwischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, hat mittlerweile zwar wie fast alle Deutschen gelernt, über alles Mögliche zu schimpfen, aber die Frage, ob er nun Flüchtling, Folteropfer, YouTuber, Syrer oder Deutscher sei, wollte auch er nicht abschließend beantworten, da er all das und noch viel mehr sei und Zuschreibungen letztlich niemals ausreichen, um ihn als Menschen zu beschreiben. Für einige Personen sei er immer der syrische Flüchtling, während er für andere einfach nur Firas sei.

Humorvollen Momenten folgten sehr ernsthafte. Die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zuhörenden konnte Firas durch eine abwechslungsreiche Vortragsgestaltung hochhalten, in die auch Videoclips und Passagen aus seinen Büchern einflossen. Die zentrale Botschaft des Vortrags lautete, dass Freundlichkeit und Vielfalt gelebt werden sollen. Wichtig sind nicht der Pass, der Aufenthaltsstatus oder die Herkunft, sondern die einzelnen Menschen. Ein Stück Papier sollte nicht entscheiden, wie jemand gesehen und behandelt wird.

02Trotz später Stunde folgten dem Vortrag noch zahlreiche Fragen, auch aus dem Blickwinkel der polizeilichen Arbeit, die Firas alle engagiert und mit persönlichem Bezug beantwortete. Einige Studierende nutzen nach dem Ende der Veranstaltung noch die Möglichkeit, mit Firas in persönlichen Kontakt zu treten und auch eines seiner Bücher zu erwerben, die er für sie signierte.

Über persönliche Begegnungen Toleranz, Verständnis und Sensibilität für Vielfalt und die damit einhergehenden Besonderheiten jedes Einzelnen zu schaffen, sieht die AG Charta der Vielfalt als eine ihrer zentralen Aufgaben. Daher bedankt sich die Hochschule für Polizei herzlich bei Firas Alshater, der von einem Studierenden im Anschluss an die Veranstaltung nicht treffender hätte bezeichnet werden können: "Ein sympathischer Typ und jemand, der für ein schwieriges Thema mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und zugleich mit Humor sensibilisieren kann."

Beitrag von Claudia Aichinger, studentische Mitarbeiterin der HfPolBW, Fakultät I

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